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Bücher. Magazine. Zeitschriften. Zeitungen. Heftln. Und dann die Buchhandlungen. Ich möchte eine kleine, feine Geschichte über eine Buchhandlung in Wien erzählen.

Ein heisser Sommernachmittag. Es mochte vor zwei Jahren gewesen sein, als ich mit meinem Miniscooter in Wien-Neubau ein paar Runden drehte. Um den Kopf wieder frei zu bekommen, denn es war eine schwere Zeit für mich gewesen. Die genauen Umstände bleiben hier verborgen, nur so viel: Der Geruch von verbranntem Dioxin lag in der Luft, schwerer Smog verhüllte die Stadt und die Sonne zeigte ihr unbarmherziges Gesicht. Meiner Kehle dürstete es nach Wasser, meinem Geist nach intellektueller Ablenkung. Dreimal im Kreis und dann immer geradeaus, schon stand ich vor der besagten Buchhandlung, einer sehr alten.

Vorsichtig, aber neugierig steckte ich meinen Kopf bei der Türe herein. Guten Tag. Eine freundliche, ältere Dame sah mich hilfsbereit an. Wonach ich denn Ausschau halte. Mich befiel ein seltsames Gefühl, als ich mich erst ein wenig umsah. Bücherregale überall, doch die obersten Fächer waren jeweils leer. In einer Ecke waren Zeitschriften aufgelegt. Ja, wir sind auf Architektur-Fachmagazine spezialisiert, erfuhr ich. Gut. Aber wieso denn die oberen Regale nicht gefüllt seien, wollte ich erfahren.

"Ach, wissen Sie," meinte die Dame bedächtigt, "ich stehe kurz vor der Pension. All die oberen Regale stehen bereit. Damit sie jemand füllt. Mit etwas Neuem." Wer ihr Lebenswerk weiterführen soll, wusste sie nicht. Das weiß sie bis heute nicht. Ich wünsche ihr das Beste. Etwas Neues.

unverständlicherweise noch recht unbekannt ist das projekt autoren-zone.at. hier stellen sich werdende autoren vor und ihre geschichten zur diskussion bzw. zum download. besonders zu empfehlen: "der schwarze raum" von A.A. - und andere verstörende geschichten...

ja, auch diesmal wieder eine tolle geschichte per email bekommen... der gute alte onkel douglas hat sie geschrieben:
F olgendes ist einem echten Menschen tatsächlich passiert, und dieser Mensch bin ich.

Ich musste mit dem Zug verreisen. Es war im April 1976 in Cambridge in England. Ich war etwas zu früh auf dem Bahnhof, weil ich mich in der Abfahrtszeit geirrt hatte. Also kaufte ich mir eine Zeitung, um das Kreuzworträtsel zu lösen, eine Tasse Kaffee und eine Packung Kekse.

Ich setzte mich an einen Tisch. Stellen Sie sich die Szene bitte genau vor. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich ein deutliches Bild davon machen. Da ist der Tisch, die Zeitung, die Tasse Kaffee, die Packung Kekse. Mir gegenüber sitzt ein Mann, ein vollkommen normal aussehender Mann in einem Straßenanzug und mit einer Aktentasche. Er sah nicht so aus, als würde er etwas Verrücktes machen. Doch dann machte er dies: Er beugte sich plötzlich vor, griff sich die Packung Kekse, riss sie auf, nahm einen Keks heraus und aß ihn.

Das, muss ich gestehen, ist genau die Sorte Verhalten, mit der Briten ganz schlecht umgehen können. Nichts in unserer Herkunft, Ausbildung oder Erziehung lehrt uns, wie man mit jemandem umgeht, der einem am helllichten Tag gerade Kekse geklaut hat.

Sie wissen, was passieren würde, wenn das in South Central Los Angeles geschehen wäre. Ganz schnell wären Schüsse gefallen, Hubschrauber gelandet, CNN, na, Sie wissen schon...

Aber schließlich tat ich das, was jeder heißblütige Engländer getan hätte: Ich ignorierte es. Ich starrte in die Zeitung, trank einen Schluck Kaffee, versuchte mich vergeblich an dem Kreuzworträtsel und dachte: Was soll ich bloß tun?

Schließlich dachte ich mir: Geht nicht anders, ich muss einfach irgendetwas tun, und bemühte mich sehr angestrengt, keine Notiz davon zu nehmen, dass das Päckchen rätselhafterweise schon geöffnet war. Ich nahm mir einen Keks.

Jetzt habe ich's ihm aber gezeigt, dachte ich. Doch nein, denn einen Augenblick später tat er es wieder. Er nahm sich sogar noch einen Keks.

Da ich schon beim ersten Mal nichts gesagt hatte, war es beim zweiten Mal irgendwie noch schwieriger, das Thema anzuschneiden. "Entschuldigen Sie, ich habe zufällig bemerkt..."

Also wirklich, so geht das einfach nicht.

Aber so aßen wir die ganze Packung. Wenn ich sage, die ganze Packung, meine ich, es waren im Ganzen etwa nur acht Kekse, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Er nahm sich einen Keks, ich nahm mir einen, er nahm sich einen, ich nahm mir einen.

Als wir fertig waren, stand er endlich auf und ging weg. Na schön, wir warfen einander vielsagende Blicke zu, dann ging er weg, und ich atmete erleichtert auf und lehnte mich zurück.

Wenig später fuhr mein Zug ein, ich trank schnell meinen Kaffee aus, stand auf, nahm die Zeitung, und unter der Zeitung lagen meine Kekse. Besonders gut gefällt mir an dieser Geschichte die Vorstellung, dass seit einem Vierteljahrhundert irgendwo in England ein ganz normaler Mensch herumläuft, der genau dieselbe Geschichte erlebt hat. Nur fehlt ihm die Pointe.


Kekse von Douglas Adams


girlfriend in a coma ist ja wohl ihr schlechtestes buch ever, lieber douglas coupland! ein so vor schmalz triefendes ende hab ich schon lange nicht mehr zwischen die finger bekommen, schämen sie sich. apokalypse und die zweite chance, geister, "schlechte menschen", scheiss drauf!

dabei war doch microserfs so gut von ihnen, herr coupland... lassen sie diesen weltuntergangsblösinn, sofort!

ganz, ganz selten (genaugenommen heute), bekomme ich per email wirklich gute geschichten weitergeleitet. leider kann ich nichts über die quelle herausfinden, wahrscheinlich ist es ein sehr altes märchen. also kinder, spitzt die ohren und hört dem alten zu, was er zu erzählen hat:
E s wird erzählt, dass alle Gefühle und Qualitäten der Menschen ein Treffen hatten. Als die Langeweile zum dritten Mal gähnte, schlug der Wahnsinn, wie immer sehr gewitzt vor: "Lasst uns Verstecken spielen!"

Die Intrige hob die Augenbraue, und die Neugierde konnte sich nicht mehr zurückhalten und fragte: "Verstecken? Was ist das?" - "Das ist ein Spiel", sagte der Wahnsinn. "Ich verstecke mein Gesicht und fange an zu zählen, von eins bis eine Million. Inzwischen versteckt ihr euch. Wenn ich das Zählen beendet habe, wird der erste von euch, den ich finde, meinen Platz einnehmen um das Spiel danach fortzusetzen".

Die Begeisterung und die Euphorie tanzten vor Freude. Die Freude machte so viele Sprünge, dass sie den letzten Schritt tat um den Zweifel zu überzeugen. Sogar die Gleichgültigkeit, die sonst keine Interessen hatte, machte mit. Aber nicht alle wollten teilnehmen:
Die Wahrheit bevorzugte es sich nicht zu verstecken, wozu? Zum Schluss würde man sie immer entdecken und der Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde ärgerte er sich, dass die Idee nicht von ihm kam) und die Feigheit zog vor, nichts zu riskieren.

"Eins, zwei, drei ... " , der Wahnsinn begann zu zählen. Als erste versteckte sich die Trägheit, die sich wie immer hinter den ersten Stein fallen ließ. Der Glaube stieg zum Himmel empor und die Eifersucht versteckte sich hinter dem Schatten des Triumphes, der es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zur höchsten Baumkrone zu gelangen. Die Großzügigkeit schaffte es kaum sich zu verstecken, da sie bei allen Verstecken, die sie ausfindig machte, glaubte, ein wunderbares Versteck für einen ihrer Freunde gefunden zu haben. Ein kristallklarer See, ideal für die Schönheit. Der Spalt eines Baumes, ideal für die Angst. Der Flug eines Schmetterlings, das Beste für die Wolllust. Ein Windstoß... großartig für die Freiheit und sie versteckte sich auf einem Sonnenstrahl. Der Egoismus dagegen fand von Anfang an einen sehr guten Ort, luftig gemütlich... aber nur für ihn allein. Die Lüge versteckte sich im Meeresgrund (stimmt nicht, in Wirklichkeit versteckte sie sich hinter dem Regenbogen). Die Leidenschaft und das Verlangen, im Zentrum des Vulkans. Die Vergesslichkeit... ich habe vergessen wo sie sich versteckte, aber das ist nicht so wichtig.

Als der Wahnsinn 999.999 zählte, hatte die Liebe noch kein Versteck gefunden. Alle Plätze schienen besetzt zu sein... bis sie den Rosenstrauch erblickte und gerührt entschloss, sich in seinen Blüten zu verstecken. "Eine Million", zählte der Wahnsinn und begann zu suchen. Die erste, die entdeckt wurde, war die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein entfernt.

Danach hörte man den Glauben, der mit Gott im Himmel über Theologie diskutierte. Die Leidenschaft und das Verlangen hörte man im Vulkan vibrieren. In einem unachtsamen Moment fand er die Eifersucht und so natürlich auch den Triumph. Den Egoismus brauchte er gar nicht zu suchen, ganz allein kam er aus seinem Versteck, das sich als Bienennest herausstellte. Vom vielen Laufen empfand er Durst und als er sich dem See näherte entdeckte er die Schönheit. Mit dem Zweifel war es noch einfacher, er fand ihn auf einem Zaun sitzend, da dieser sich nicht entscheiden konnte, auf welcher Seite er sich verstecken sollte.

So fand er einen nach dem anderen.
Das Talent hinter dem Frischen Gras, die Angst in einer dunklen Höhle,
die Lüge hinter dem Regenbogen (stimmt nicht, sie war im Meeresgrund) und sogar die Vergesslichkeit, die schon wieder vergessen hatte, dass sie Verstecken spielte.

Nur die Liebe tauchte nirgendwo auf.

Der Wahnsinn suchte hinter jedem Baum, in jedem Bach dieses Planeten auf jedem Berg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er die Rosen. Mit einem Stöckchen fing er an die Zweige zu bewegen, als auf einmal ein schmerzlicher Schrei aufkam. Die Dornen hatten der Liebe die Augen ausgestochen. Der Wahnsinn war hilflos und wusste nicht, wie er seine Tat wieder gut machen sollte. Er weinte, entschuldigte sich bei ihr und versprach der Liebe, für immer ihr Begleiter zu sein.

Seit dieser Zeit, seitdem das erste Mal auf Erden Verstecken gespielt wurde, ist die Liebe blind und der Wahnsinn immer ihr Begleiter.

...so, nun kann der alte sicher gut schlafen ;)

philip k. dick - eine biographie << Ich hatte eine Heidenangst, das Universum könnte entdecken, wie anders ich eigentlich war. Ich hatte den Verdacht, daß es irgendwann die Wahrheit über mich herausfinden und vollkommen normal darauf reagieren würde: Es würde mich kriegen. Ich hatte nicht das Gefühl, es sei bösartig, nein, bloß scharfsinnig. Und es gibt nichts Schlimmeres als ein scharfsichtiges Universum, wenn man ein bißchen sonderbar ist. >>
Philip K. Dick, 1928-1982

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fansite von philip k. dick

ein freund von mir liest gerade diese biographie über einen der großartigsten science fiction autoren. kanns kaum erwarten, das buch auch in die finger zu bekommen. vorerst begnüge ich mich jedoch mit douglas coupland.

 
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